Vortrag: KI in der Grundschule – Potenziale und Probleme

Foto von Prof. Dr. Holger Horz bei einem Vortrag.

Vortrag: KI in der Grundschule – Potenziale und Probleme

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, einem Vortrag zum Thema KI von Herrn Prof. Dr. Horz zu lauschen. Da es diesen als Mitschnitt leider (noch?) nicht online gibt, ich aber einen inhaltlich äußerst ähnlichen Vortrag bei YouTube finden konnte, möchte ich diesen – quasi als Hör- und Lese-Empfehlung – paraphrasiert hier wiedergeben.

Prof. Dr. Holger Horz von der Goethe-Universität Frankfurt thematisiert die Chancen und Herausforderungen der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die Grundschule. Die aktuelle KI-Entwicklung werde vermutlich weitaus tiefgreifendere Veränderungen mit sich bringen als die meisten technischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts.

„Jetzt haben wir den langsamen Teil der Digitalisierungsentwicklung hinter uns gebracht, jetzt kommt der steile Teil vom Berg.“

Prof. Dr. Horz

Potenziale der KI in der Bildung

Horz betont, dass KI enorme Potenziale für die Bildung biete. Sie könne maßgeschneiderte Lerninhalte bieten und den Lehrkräften administrative Aufgaben abnehmen, was mehr Zeit für die individuelle Förderung der Schüler schaffe. Dies könne die Effizienz des Lernprozesses erheblich steigern und auf lange Sicht zu besseren Lernergebnissen führen.

Herausforderungen und Probleme

„Black Box“-Problem

Die Intransparenz der KI-Entscheidungsprozesse mache es insgesamt schwierig, die Funktionsweise von KI-Systemen zu verstehen und zu kontrollieren. Dies führe zu einem Vertrauensproblem, da unklar sei, wie durch KI getroffene Entscheidungen zustande kommen.

Kompetenzproblem

KI könne manche menschlichen Fähigkeiten nicht ersetzen. Einige davon seien aber essenziell, um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen nicht nur technisch versiert, sondern auch in der Lage seien, komplexe gesellschaftliche und ethische Fragestellungen zu bewältigen. Daher sei es wichtig, Fähigkeiten dieser Art von Anfang an in der schulischen Bildung zu fördern, darunter:

Entscheidungskompetenz

Die Fähigkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen, bleibe eine zentrale menschliche Fähigkeit, die von KI nicht übernommen werden könne. Diese Kompetenz sei wesentlich, um in komplexen und oft unvorhersehbaren Situationen angemessen handeln zu können.

Reflexionsfähigkeit

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und kritischen Analyse sei entscheidend, um das eigene Denken und Handeln zu hinterfragen und kontinuierlich zu verbessern. Dies schließe ein, über die Tragweite und Auswirkungen eigener Entscheidungen und Handlungen nachzudenken.

Diskussionsfähigkeit

Die Fähigkeit, effektiv und konstruktiv zu diskutieren, sei unerlässlich für eine funktionierende Demokratie und deren sozialen Zusammenhalt. Bei ihr gehe es vor allem darum, verschiedene Standpunkte zu verstehen, zu respektieren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.

Soziale Ungleichheiten

Die Digitalisierung und der Einsatz von KI brächten die Gefahr mit sich, bestehende soziale Ungleichheiten zu verschärfen. Kinder aus sozioökonomisch schwächeren Familien hätten oft weniger Zugang zu digitalen Medien und Technologien, was ihre ohnehin schon geringeren Bildungschancen weiter einschränke.

Jobverluste durch Automatisierung

Viele Berufe, die heute noch sicher erschienen, könnten durch KI ersetzt werden. Dies beträfe nicht nur einfache Tätigkeiten, sondern auch akademische Berufe. Die Gesellschaft müsse Antworten darauf finden, wie mit den Menschen umgegangen werden solle, deren Arbeitskraft nicht mehr benötigt werde.

„Die Idee einer aufgeklärten Demokratie läuft zunehmend aus dem Ruder.“

Prof. Dr. Horz

Gesellschaftliche Auswirkungen

Horz warnt vor den weitreichenden gesellschaftlichen Konsequenzen der KI-Entwicklung. Die gegenwärtig stark fortschreitende Technologie habe das Potenzial, die Arbeitswelt und soziale Strukturen radikal zu verändern. Daher sei es entscheidend, ethische und gesellschaftliche Fragen frühzeitig in den technisch-wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Diskurs einzubeziehen.

Bildungspolitische Implikationen

Die aktuellen Bildungssysteme, insbesondere in Deutschland, seien laut Horz nicht ausreichend auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet. Es fehle an einer breiten Integration digitaler Medien in den Unterricht und an der entsprechenden Ausbildung der Lehrkräfte.

Horz fordert, die erlebte Nützlichkeit digitaler Medien zu steigern und die Lehrkräfte stärker zu entlasten, um die Digitalisierung als Chance wahrzunehmen. Zudem solle der Fokus auf die Vermittlung grundlegender Fähigkeiten gelegt werden, die durch KI nicht ersetzt werden können.

Fazit

Prof. Dr. Horz hebt hervor, dass die Integration von KI in die Bildung sowohl immense Chancen als auch erhebliche Herausforderungen mit sich brächte. Es bedürfe einer ganzheitlichen Betrachtung und eines gesellschaftlichen Diskurses, um die Potenziale zu nutzen und die Risiken zu minimieren. Besonders wichtig sei die Förderung von Kompetenzen, die KI nicht ersetzen könne, sowie die Reduktion sozialer Ungleichheiten, um die Vorteile der Digitalisierung allen zugänglich zu machen.

Link zum Vortrag:

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Quelle des Beitragsbildes:
Holger Horz, Holger Horz, CC BY 4.0

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